Von der Reformation bis 1850

Eine kleine Geschichte der St.-Marien-Gemeinde

In Lüneburg wurde die Reformation sozusagen in mehreren Etappen eingeführt. Ab 1530 durften hier keine katholischen Messen mehr gefeiert werden, die Stadt war protestantisch geworden, und mit ihr die Kirchen. Die letzten katholischen Gottesdienste in der Reformationszeit wurden in Lüneburg in St. Michaelis im Jahr 1532 gefeiert. Ende 1532 war ganz Lüneburg evangelisch geworden. Katholiken lebten nur noch vereinzelt hier. Jedoch zogen auch immer wieder Katholiken zu (wenn auch immer nur sehr wenige):

  • Einfache Leute aus armen katholischen Gegenden suchten in der fruchtbaren norddeutschen Tiefebene nach Arbeit und neuer Existenz (ab ca. 1650).
  • Köche, Schauspieler, Musikanten, Baumeister, Künstler und Lehrer (oft aus den katholischen Ländern Frankreich und Italien) wurden in den Schlössern zur Gestaltung einer repräsentativen Hofhaltung gebraucht (ab ca. 1650).
  • Industrialisierung und der Ausbau der Eisenbahn brachten ab etwa 1830 ebenfalls einige Katholiken nach Lüneburg.
  • Eine neu gegliederte Landesverwaltung brachte mit der Errichtung der hannoverschen Bezirksregierung in Lüneburg und weiterer kleiner Landesbehörden einen nicht unerheblichen Bevölkerungszuwachs.

Über mehrere Jahrhunderte lang konnten die Lüneburger Katholiken nicht regelmäßig seelsorgerlich betreut werden. Wenn es möglich war, kam ab und zu ein Geistlicher von der „Missionsstation Celle“, zu der Lüneburg damals gehört hatte. Periodisch wurde Gottesdienst in Lüneburg gehalten, in der Regel in der Osterzeit. Am Ausgang des 18. Jahrhunderts muss man mit etwa 200 Katholiken in Lüneburg rechnen.

Als aber in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Zahl der Katholiken in Lüneburg gestiegen war, schien eine nur sporadische Betreuung der Lüneburger Katholiken von Celle aus nicht länger mehr vertretbar und akzeptabel. Deshalb forderten die Lüneburger Katholiken 1849 von ihrem Bischof einen eigenen Geistlichen. Der damalige Kapitularvikar (Bistumsverwalter) Eduard Jacob Wedekin (später von 1850-1870 Bischof von Hildesheim) veranlasste die Gründung einer eigenen Missionsstation in Lüneburg zum 1. Januar 1850. Friedrich Müller, bis dahin Kaplan in Gronau, wurde damit beauftragt, diese durchzuführen.

Seitdem gibt es – nach mehr als dreihundert Jahren – wieder eine katholische Kirchengemeinde in Lüneburg mit einem Pastor, der auch vor Ort lebt.

Unser kleiner historischer Abriss wird hier weitergeführt.

Quellen:

  • Josef M. Sprenger: Festschrift zum 100jährigen Bestehen der Pfarrkirche St. Marien zu Lüneburg (1858-1958), Lüneburg 1958.
  • Reinhold Dyckhoff / Anneliese Reichelt / Thomas Scharf-Wrede (Hg.): St. Marien Lüneburg 1850-2000. Festschrift zum 150jährigen Bestehen der Kirchengemeinde = Hildesheimer Chronik. Beiträge zur Geschichte des Bistums Hildesheim, Band 5, hrsg. vom Bistumsarchiv und Dombibliothek, Verlag für Regionalgeschichte Bielefeld 2000.