Lexikon-Artikel über St. Marien

Die römisch-katholischeKirche St. Marien ist die jüngste der Innenstadtkirchen in Lüneburg. Sie dient der Kirchengemeinde St. Marien als Pfarrkirche und gehört zum BistumHildesheim.

Geschichte

Nachdem 1530 in Lüneburg die Reformation eingeführt worden war, lebten nur noch vereinzelt Katholiken dort, die von der „MissionsstationCelle“ aus betreut wurden. Mit der Industriellen Revolution wuchs die Zahl der Katholiken im 19. Jahrhundert wieder. Zur Betreuung der etwa 400 Gläubigen wurde 1850 eine katholische Gemeinde gegründet. Die in neugotischem Stil ab 1854 neu erbaute Kirche wurde 1858 der „Unbefleckt EmpfangenenJungfrauMaria“ geweiht.

Sie erwies sich aber bereits in den 1930er-Jahren als zu klein (1). Durch die Flüchtlingsströme nach 1945 wuchs die katholische Gemeinde weiter auf bis zu 6000 Gläubige an (2), so dass ein Neubau an der Friedenstraße beschlossen wurde. Am 5. Mai 1963 wurde die St.-Marien-Kirche nach etwa zweijähriger Bauzeit durch den Bischof von Hildesheim, Heinrich Maria Janssen, eingeweiht – in seiner Amtszeit die 100. Kirchweihe (3). Die alte St.-Marien-Kirche an der Wallstraße wurde 1968 abgerissen.

Baubeschreibung

Im Unterschied zu den drei anderen Innenstadtkirchen Lüneburgs (die evangelisch-lutherischen Kirchen St. Johannis, St. Nicolai und St. Michaelis), die der Backsteingotik zuzurechnen sind, ist die St.-Marien-Kirche eine moderne Kirche. Sie wurde durch den Architekten Karlheinz Bargholz in einer Zeit des Umbruchs in der katholischen Kirche, wenige Jahre vor der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils, entworfen. Von ihrer Form her erinnert die St.-Marien-Kirche, eine Kirche ohne Turm, an ein Beduinenzelt. Das Gebäude zeigt den Grundriss eines regelmäßigen Zwölfecks (29 m im Durchmesser); die Zahl „Zwölf“ bezieht sich auf die 12 Stämme Israels, die 12 ApostelJesu Christi und die 12 Sterne in der Krone Mariens. Ein „Ballsaal der Engel“, so Karlheinz Bargholz, sei ihm vorgeschwebt beim Bau der St.-Marien-Kirche. Die hoch aufgerichteten Wände können in der Tat den Eindruck eines Festsaales vermitteln (20 m Raumhöhe). Dieser Raum bietet Platz für 500 Gottesdienst-Teilnehmer.

Umfangreiche Umbauarbeiten im Inneren erfuhr die Kirche 1980. 1997 wurde dem Gebäude eine renovierte Dachkrone aufgesetzt. Die Marien-Kapelle wurde im Jahr 2000 zu einem kleinen Gottesdienstraum umgebaut (4).

Ausstattung

Den Mittelpunkt des Blickfeldes bildet der Altar. Diesem ist zugeordnet der Ambo, der – ebenso wie das Vortragekreuz, der Ewig-Licht-Leuchter, der Osterleuchter, der Altar, das Altar-Relief und der Tabernakel – vom Künstler Josef Baron stammt, der diese liturgischen Gegenstände 1980 schuf. Den Deckel des Taufbeckens, eine wertvolle Goldschmiedearbeit, hat der Lüneburger Künstler Herbert Zeitner geschaffen; leider ist dieser „himmlische Engel-Chor“ im Juli 2014 entwendet worden.

Von künstlerisch hohem Rang sind auch der Kreuzweg (1977), der ebenfalls von Josef Baron stammt, sowie die spätmittelalterlicheGandersheimerMadonna“ (15. Jahrhundert) in der neu gestalteten Marien-Kapelle.

 

Die modernen Kirchenfenster wurden 1995 von der Künstlerin Gabi Weiß geschaffen; in ihnen findet Maria durch Zeichen, Bilder und Symbole als Himmelskönigin, als Schutzgebende, als Lebensspenderin und als Mutter Gottes Ausdruck und Darstellung.

Bereits 1974 hatte die Kirche eine Hillebrand-Orgel erhalten. Diese Orgel hat zwei Manuale und ein Pedal mit 25 klingenden Registern. Diese sind so verteilt, dass jedes Manual und das Pedalwerk in sich geschlossene Einheiten bilden und das Instrument mit seinem warmen Klang auch für Orgelkonzerte tauglich ist (5).

Literatur

Reinhold Dyckhoff / Anneliese Reichelt / Thomas Scharf-Wrede (Herausgeber): St. Marien Lüneburg 1850-2000. Festschrift zum 150jährigen Bestehen der Kirchengemeinde = Hildesheimer Chronik. Beiträge zur Geschichte des Bistums Hildesheim, Band 5, hrsg. vom Bistumsarchiv und Dombibliothek, Verlag für Regionalgeschichte Bielefeld 2000.

Monika Korthaus-Lindner / Dr. Werner Kroh: Herzlich Willkommen in St. Marien, o.O. [Lüneburg], o.J. [2001].

Rainer Kunze: Die Sankt-Marien-Kirche zu Lüneburg. Ein kleiner Kirchenführer aus Anlass des 50. Kirchweihjubiläums am 5. Mai 2013, Lüneburg 2013.

Josef M. Sprenger: Festschrift zum 100jährigen Bestehen der Pfarrkirche St. Marien zu Lüneburg (1858-1958), Lüneburg 1958.

Einzelnachweise

  1. Josef M. Sprenger: Festschrift zum 100jährigen Bestehen der Pfarrkirche St. Marien zu Lüneburg (1858-1958), Lüneburg 1958, S. 18-33.
  2. Reinhold Dyckhoff: Das Gemeindeleben 1952-1986 im Querschnitt, in: Ders. / Anneliese Reichelt / Thomas Scharf-Wrede (Herausgeber): St. Marien Lüneburg 1850-2000. Festschrift zum 150jährigen Bestehen der Kirchengemeinde = Hildesheimer Chronik. Beiträge zur Geschichte des Bistums Hildesheim, Band 5, hrsg. vom Bistumsarchiv und Dombibliothek, Verlag für Regionalgeschichte Bielefeld 2000 [= Festschrift 2000], S. 60-72, hier S. 60.
  3. Theo Meenen: Der Neubau der St.-Marien-Kirche an der Friedenstraße, in: Festschrift 2000, S. 73-79, hier S. 78.
  4. Theo Meenen: Bauen, Ausstatten und Renovieren, in: Festschrift 2000, S. 80-92.
  5. Ebd.