Ökumene

Was ist eigentlich … Ökumene?

Das griechische Wort „oikumene“ bedeutete ursprünglich „der ganze bewohnte Erdkreis“, das heißt der Erdkreis der Antike. Im Zusammenhang mit der ökumenischen Bewegung ist damit das Ziel gemeint, eine weltweite Einigung und Zusammenarbeit der verschiedenen christlichen Bekenntnisse (Konfessionen) anzustreben.

Zuerst verwendet wurde der Begriff für die „ökumenischen Konzile“ der Kirche, deren Entscheidungen für die gesamte Christenheit gelten sollten. Etwa seit dem 20. Jahrhundert wird das Wort für die ökumenische Bewegung verwendet. Sie umfasst nicht nur die christlichen Konfessionen, sondern auch den Dialog mit den monotheistischen Religionen Judentum und Islam.

Wird in unserem lokalen Umfeld vor allem die Ökumene mit den Kirchen der Reformation gepflegt, hat in den letzten Jahren auf gesamtkirchlicher Ebene die Ökumene mit den Kirchen der Orthodoxie einen größeren Stellenwert erhalten.

Umstritten bleibt das Ziel der Ökumene: Geht es um die organisatorische Zusammen-führung der Kirchen, die gegenseitige Anerkennung der rechten Lehre und die gemeinsame Feier des Herrenmahles? Das würde einen gemeinsamen Kirchenbegriff voraussetzen, der aber nicht gegeben ist. Oder ist Ziel der Ökumene das Recht zum wechselseitigen Einspruch, wobei jede Konfession das Recht hat, die eigene Position zu vertreten?

Insbesondere die umstrittene Erklärung „Dominus Iesus“ aus dem Jahr 2000 verwendet den Begriff „Kirche“ in einer Weise, die leicht missverstanden werden kann. Hierin wird das unterschiedliche Kirchenverständnis sehr deutlich. Nennen die meisten Konfessionen ihre Gemeinschaft an sich „Kirche“ und gehen deshalb davon aus, dass es viele Kirchen geben kann, verwendet die römisch-katholische Kirche den Begriff anders: Aus ihrer Sicht gibt es nur die eine, heilige, allumfassende und von Christus gewollte Kirche. Die anderen Konfessionen, die keine volle Einheit haben, werden „Teilkirchen“ genannt. Hier wird deutlich, wie kompliziert mitunter das gemeinsame Gespräch sein kann. Ein weiterer Streitpunkt bleibt die Rolle des Papstes und der damit verbundene Primatsanspruch.

Aber in einem Punkt sind sich wohl die meisten Gemeinden einig: Ökumene findet vor allem vor Ort statt, zwischen ganz konkreten Menschen, und ihr Erfolg hängt dann auch jeweils von der Bereitschaft ab, aufeinander zuzugehen, den anderen mit seiner Ansicht zu respektieren und das miteinander zu tun, was geht: Miteinander zu beten – auch und besonders um die Einheit der Kirche, die letztlich nur der Geist Gottes bewirken kann.

Carsten Menges

Dieser Artikel stammt aus unserem Gemeinde-Journal „Salz der Erde“ 2/2014, S. 6.