Heiliger Geist

Was ist eigentlich … der Heilige Geist?

Darstellungen in der Kunst zeigen den Heiligen Geist in der Regel in Gestalt einer Taube, die vom Himmel herabkommt, oder als Feuerflamme, die sich auf den Jüngern niederlässt. Damit folgen sie den Beschreibungen in der Bibel. Aber vielleicht sind die Bilder doch eher der Versuch, etwas zu umschreiben oder sichtbar zu machen, das eigentlich nicht sichtbar und greifbar ist. Wenn wir von einem „Geist“ sprechen, meinen wir ja in der Regel etwas, das wir nicht sehen, dessen Anwesenheit wir aber auf irgendeine Weise spüren können.

Im Neuen Testament wird vor allem das Wort „Pneuma“ für den Geist Gottes verwendet, während im Alten Testament das Wort „Ruach“ auftaucht, das so viel wie „Wind“ oder „Atem“ bedeutet.

Es geht also um den Atem Gottes, den wir Menschen nicht sehen können, der aber große Dinge bewirken kann. Bereits ganz am Anfang der Bibel in der Schöpfungsgeschichte heißt es: „Der Geist Gottes schwebte über dem Wasser“ (Gen 1,2).Dieser göttliche Geist schafft also neues Leben. Als Jesus nach seiner Auferstehung den Jüngern begegnet, haucht er sie an und sagt: „Empfangt den Heiligen Geist!“(Joh 20,22). Und am Pfingsttag erleben die Jünger „vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt“ (Apg 2,2).

In unserem Glaubensbekenntnis sprechen wir von einem dreifaltigen Gott. Das heißt aber nicht, dass wir an drei Götter glauben würden, sondern vielmehr an drei Erfahrungsweisen des einen Gottes. Wir Menschen erfahren Gott als den Schöpfer, der auf wunderbare Weise alles so gemacht hat, wie es ist – warum nicht auch durch die Evolution? – und wir nennen ihn deshalb „Vater“. Dieser Vater im Himmel wurde aber immer als ganz weit weg erfahren, kein Mensch konnte ihn von Angesicht zu Angesicht sehen und dennoch am Leben bleiben.

Deshalb kam Gott uns Menschen entgegen, in Jesus Christus wurde er selbst Mensch. Dadurch hat er die Kluft, die zwischen Gott und Mensch durch die Sünde entstanden war, selbst geschlossen.

Der Heilige Geist nun ist die Wirkmacht Gottes, die Jesus uns verheißen hat. Wir sehen sie nicht, genauso wenig wie wir unseren Atem sehen können. Und doch wissen wir, dass er da ist und Leben ermöglicht.

Gottes Geist wirkt vor allem in den Herzen der Menschen: Er kann sie verändern, kann ihnen Mut machen, kann sie „begeistern“ und sie zu Dingen befähigen, die sie selbst sich nicht zutrauen würden.

So glauben wir daran, dass Gott durch seinen Geist in dieser Welt wirkt, nicht durch spektakuläre Wunder, sondern durch diesen Geist, der allen verheißen wurde, die getauft sind und zu ihm gehören.

Übrigens: Das Wort „Ruach“ im Alten Testament ist weiblich und nicht wenige Theologen sehen darin die weibliche Seite Gottes am Werk.

Carsten Menges

Dieser Artikel stammt aus unserem Gemeinde-Journal „Salz der Erde“ 2/2012, S. 6.