Gemeindeleben 1952 bis 1966

Eine kleine Geschichte der St.-Marien-Gemeinde

Josef Sprenger war seit dem 2. Oktober 1932 Pfarrer von St. Marien; er leitete die Gemeinde bis 1959. Diese war in den Nachkriegsjahren v.a. durch den Zustrom und die Ansiedlung von Heimatvertriebenen und Flüchtlingen aus katholischen Regionen Ostdeutschlands erheblich gewachsen; allein in der Stadt Lüneburg zählte man auf Dauer 6.000 Katholiken. Das hatte zur Folge, dass die Marienkirche am Wall zu klein geworden war: Obwohl es sonntags vier hl. Messen am Vormittag und eine am Nachmittag gab, konnte sie die Gottesdienstbesucher nicht mehr fassen. Deshalb dachten die Verantwortlichen über eine Kirchenerweiterung bzw. einen Kirchenneubau nach.

Die bereits begonnene Verkleinerung der Pfarrei wurde aufgrund des Zustroms von Katholiken weitergeführt. Nach 1945 wurden die Seelsorgebezirke Winsen / Luhe, Dahlenburg, Neuhaus / Elbe und Salzhausen ausgegliedert.

Als Ergebnis des Umgangs mit der Not nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1954 unter Pfarrer Sprenger der Caritasverband Lüneburg gegründet.

Bedeutend für das gemeindliche Leben in St. Marien wurden erneut die katholischen Vereine, die das Rückgrat der Gemeinde bildeten:

  • Katholische Frauengemeinschaft
  • Katholischer Männerverein
  • Jugendvereine und -gruppen für Mädchen und Jungen
  • Kolpingfamilie
  • Elisabethkonferenz
  • Vinzenzkonferenz
  • Akademikerverband

Viele der neu in Lüneburg angekommenen Katholiken liebten und schätzten von ihrer katholischen Heimat her die Fronleichnamsprozessionen und wollten an ihrem neuen Wohnort diesen Bekenntnisbrauch beibehalten. Das Fronleichnamsfest mit Eucharistiefeier und anschließender Prozession galt daher als einer der Höhepunkte des Gemeindelebens; ein geselliges Gemeindefest am Nachmittag durfte nicht fehlen.

Am Passionssonntag 1959 wurde Johannes Bendfeld als neuer Pfarrer von St. Marien in sein Amt eingeführt; er leitete die Gemeinde bis 1966. Seine Zeit in Lüneburg fiel damit in einen Zeitraum großer Veränderungen in der Weltkirche wie in der Gemeinde.

Das Zweite Vatikanische Konzil leitete bedeutende Reformen in der Kirche ein. Pfarrer Bendfeld sah es als eine seiner Aufgaben an, den Menschen seiner Gemeinde diese Veränderungen zu vermitteln.

Daneben betreute er die Gemeinde in ihren Vereinen, Gruppen und kleineren Kreisen. Um die Sakramentenkatechese kümmerte er sich besonders intensiv. Ein Ergebnis davon war, dass Weihbischof Pachowiak am 23. Mai 1963 in St. Marien 400 (!) Kindern und Erwachsenen das Sakrament der Firmung spenden konnte.

Unter Pfarrer Bendfelds Leitung wurde endlich der lang ersehnte Kirchenneubau verwirklicht. Sozusagen „nebenbei“ hat er auch das Verwaltungsgebäude der früheren Sackfabrik zu einem Gemeindehaus und zu einem Pfarrhaus für einen Pfarrer und zwei Kapläne umbauen lassen; das St.-Bonifatius-Stift wurde fertiggestellt. Aus gesundheitlichen Gründen gab er am 1. Februar 1966 sein Amt auf.

Unser kleiner historischer Abriss wird hier weitergeführt.

Quellen:

  • Josef M. Sprenger: Festschrift zum 100jährigen Bestehen der Pfarrkirche St. Marien zu Lüneburg (1858-1958), Lüneburg 1958.
  • Reinhold Dyckhoff / Anneliese Reichelt / Thomas Scharf-Wrede (Hg.): St. Marien Lüneburg 1850-2000. Festschrift zum 150jährigen Bestehen der Kirchengemeinde = Hildesheimer Chronik. Beiträge zur Geschichte des Bistums Hildesheim, Band 5, hrsg. vom Bistumsarchiv und Dombibliothek, Verlag für Regionalgeschichte Bielefeld 2000.